Part 1
Vor ein paar Monaten stand ich am Düsseldorfer Hbf und habe auf den ICE nach Mannheim gewartet, damit ich von da aus mit einer Mitfahrgelegenheit nach Triebel zum Meditieren fahren kann. Ein Obdachloser kam zu mir am Bahnsteig rüber und hat mich um ein Paar Cents gebeten. Ich habe grundsätzlich nichts dagegen Obdachlosen Menschen aus zu helfen, vor Allem, wenn die 50:50 verkaufen oder einfach nur charmant sind. Also habe ich mein Portemonnaie rausgeholt und nach Kleingeld gekramt. Der Obdachlose hat meine Geldscheine gesehen (ca. 350 € Cash) und meinte zu mir sofort:
Obdachloser: “Passen Sie auf Ihr Geld auf. Man kann das doch nicht so offen tragen. Tragen Sie Ihr Portemonnaie in der Innentasche.”
Ich: “Kein Stress, ich vertraue Menschen!” *Lächeln*
Obdachloser: “Dann hoffe ich Mal, dass Sie den Richtigen vertrauen.”
Part 2
Ich muss in Köln umsteigen und stehe am Kölner Bahnsteig, weil der ICE üblicherweise Verspätung hat. Ich setze mich kurz hin und höre eine Ansage durch die Lautsprecher ca. 5 Mal innerhalb von 10 Minuten (auf Englisch und Deutsch):
“Bitte lassen Sie Ihr Gepäck nie unbeaufsichtigt, ….Don’t leave your luggage unattended”
Part 3
Heute bin ich ins Büro reingegangen und das Erste, was ich auf dem coolen Lobby-Bildschirm sehe:
“Passen Sie auf Ihre Wertsachen auf”
Part 4
Ich war auf einer privaten Party und wir haben mit den Mädels getanzt und unsere Handtaschen auf den Sofas im Lounge-Bereich gelassen, wo andere Menschen saßen, die wir nicht kannten. Eine der Mädels meinte sofort zu mir:
“Ich hoffe es verschwindet nichts, ich weiß nicht, ob wir unsere Sachen so einfach da lassen können.”
Ok, schauen wir uns das Mal aus der Nähe an. Wir leben in einer Welt (oder in einem Land) in dem man sich gegenseitig nicht vertraut. Man wird an jeder Ecke daran erinnert, dass überall angeblich Diebe lauern, dass Menschen schlecht und gefährlich sind und alle nur darauf aus sind einen zu bestehlen.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Lebenseinstellung des Obdachlosen und seiner negativen, ungläubigen Einstellung den Menschen gegenüber und der Tatsache, dass er ein unglücklicher Obdachloser ist? Er findet, dass man Menschen a priori nicht trauen kann, dass es die “richtigen” und die “falschen” gibt. So reflektiert er die Welt. So negativ und ungläubig sieht seine Welt auch aus.
Die “Gesellschaft” tut alles dafür, um unsere Ungläubigkeit einander gegenüber immer aufrecht zu erhalten. An allen Bahnhöfen, in allen Zügen, an allen Flughäfen wird man daran erinnert ja nicht gutgläubig zu sein. Man darf, Gott bewahre, nicht seine Sachen unbeaufsichtigt lassen. Man sollte hunderttausend Versicherungen abschließen, bevor man in den Urlaub fährt. Man sollte seine Kamera, sein Handy, seine Taschen und seine Flugtickets versichern lassen. Denn falls eine Kamera wegkommt, war’s das – Ende im Gelände.
Nicht zu vergessen, man sollte auch zu Hause -zig Versicherungen haben, “falls” etwas passiert. Und natürlich wird etwas passieren. Ja, es wird. Innerlich, unbewusst, erwarten wir mit einer großen Sehnsucht, dass wir bestohlen werden oder dass wir belogen werden, nur damit wir später sagen können:
“Ich hab’s gewusst” und der Staat dann sagen kann: “Wir haben euch gewarnt”
Dann werden wir alle unsere Familienmitglieder und Freunde anrufen, und eine Welle machen, damit die bloß nicht vergessen wie schrecklich und unfair diese Welt ist: “Was passiert nur mit dieser Welt? Was erwartet uns nur?”.
Ich vertraue Menschen und glaube nicht, dass die Menschen von sich aus schlecht sind. Wir bekommen genau das, was wir selber sind. Diejenigen, die beklauen oder lügen – sind keine glücklichen Menschen. Diejenigen, die beklaut wurden und eine negative Welle daraus machen, sind ebenfalls unglücklich. Unsere Ängste ziehen genau das an, wovor wir Angst haben, um uns eine Lektion zu erteilen. Die “negativen” Sachen passieren mit uns, damit wir als Persönlichkeit, als eine starke und weise Seelee des Universums wachsen können und einen Schritt nach vorne machen.
Zudem kommt es, dass wir so an unseren “Sachen” hängen, dass es wirklich einen in die Tollwut treibt, wenn man sein Portemonnaie oder sein Handy “verliert”. Manche weinen sogar und treiben sich in einen unglaublichen Stress (ist mir in der Vergangenheit auch schon mehrmals passiert). Man hört sich selber sagen:
“In meinem Handy / meiner Tasche ist mein Leben drin.”
Die gute Nachricht ist: nein, dein Leben ist nicht da drin. Und kaum jemand trägt 100 000 € Cash mit sich rum und alle Karten lassen sich wieder neu beantragen. Man kann ein neues Handy kaufen und die Instafood Fress-Bilder sind eh im Instagram ge-instagrammed.
Nein, angenehm ist es nicht beklaut zu werden. Die Welt ist es aber auch nicht. Ich lebe in einer Welt, wo man sich gegenseitig vertraut. Ich lebe in einer Welt, die für jeden genug hat (und unsere jetzige Welt ist genau diese Welt). Wir bekommen das, wonach wir fragen und besitzen das, was wir verdienen. Nicht weniger und nicht mehr.
Niemand beabsichtigt es von Geburt an ein Dieb zu werden oder jemanden Schmerz hinzuzufügen. Die subjektiv wahrgenommenen äußeren Einflüsse machen die Menschen zu dem, was die nicht sind.
Wenn man seine Eigenliebe noch nicht ganz spürt, wenn man seinen Selbstrespekt, seine gute Seele und Geist nicht jeden Moment des Lebens kultiviert, dann findet man nichts falsches daran andere zu belügen (und vor Allem sich selber), dann stiehlt man, dann möchte man jemanden anderen unglücklich machen, um sich selbst besser zu fühlen (was aber leider nie der Fall ist).
Wenn man seine Eigenliebe spürt und sich traut diese zu leben, dann möchte man seinem göttlichen Sein entsprechen. Man handelt wohltätig und großzügig. Man klammert sich nicht an Sachen. Man vertraut den Menschen und, noch wichtiger, man vertraut dem natürlichen Fluss des Lebens.
Wenn man dann doch beklaut wird, dann ist es auch nicht so schlimm. Die Paar Scheine kriegen wir schon zusammen. Teile das, was du besitzt mit Dankbarkeit. Es hat dir gedient. Und jetzt ist es nicht mehr da. Du brauchst es nicht mehr. Vertrau einfach darauf.
Viel Liebe!
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